FLORA & FAUNA

Die Wiesenbewässerung führt zu wechselfeuchten Verhältnissen in den Flächen und schafft durch Be- und Entwässerungsgräben sowie durch Bereiche mit unterschiedlicher Bodenfeuchte eine Vielzahl von Strukturen, in denen speziell angepasste Lebewesen leben können. Diese Strukturvielfalt ist Voraussetzung für die große Artenvielfalt in dem Gebiet.

Das neue Interesse an der traditionellen Bewässerung der Wiesen hängt eng mit der Rückkehr der Weißstörche zusammen, die lange Zeit in Rheinland-Pfalz verschwunden waren. Das letzte Storchpaar von Rheinland-Pfalz hatte im Jahr 1973 gebrütet – nicht zufällig in den Queichwiesen, wo noch einzelne Bereiche mit aktiver Wiesenbewässerung erhalten waren.

Als 1994 in Bornheim die Aktion PfalzStorch ins Leben gerufen wurde mit dem Ziel, die Voraussetzungen für eine Rückkehr und Wiederansiedlung von Weißstörchen zu schaffen, hatte man schnell die herausragende Bedeutung dieser Kulturtechnik für die Ansprüche der Störche erkannt. Der Weißstorch als Sympathieträger und Symbol für eine intakte Landschaft hat die schrittweise Reaktivierung der alten Bewässerungssysteme direkt mit einer rasch zunehmenden Ansiedlung von Brutpaaren belohnt.  Heute brüten wieder mehr als 80(!) Storchpaare rund um die Queichwiesen und im Sommer finden sich hier Hunderte Durchzügler auf der Rast auf dem Weg nach Süden ein.  

Die Attraktivität für Störche liegt darin, dass der kurzzeitige Überstau der Wiesen Mäuse, Regenwürmer, Insektenlarven und andere Beutetiere aus dem Boden treibt. Dadurch können die Störche in den bewässerten Wiesen mit minimalem Zeitaufwand viel Nahrung aufsammeln.

Regenwürmer und andere Kleintiere sind während der Bewässerung leicht zu erbeuten

Das üppige Nahrungsangebot während der Frühjahrsbewässerung im April und Mai ist für die Versorgung der Storchküken von großer Bedeutung, wo vor allem Regenwürmer und Kohlschnakenlarven bei der Versorgung der frisch geschlüpften Küken eine wichtige Rolle spielen.

Die Sommerbewässerung im Juli und August bietet den gerade flügge gewordenen Jungstörchen hervorragende Bedingungen am Anfang ihrer Selbständigkeit. Zusammen mit Durchzüglern und umherstreifenden Jungvögeln aus rund 50-100 km Umkreis, auch aus dem benachbarten Elsass und Baden-Württemberg, bilden sie zeitweise Weißstorchansammlungen mit mehreren hundert Individuen, die sich vor dem Zug nach Süden nochmal gründlich stärken.

Weißstörche während der Sommerbewässerung Ende Juli

Wo es dem Weißstorch gut geht, profitieren auch andere Arten, die auf wechselfeuchte Verhältnisse angewiesen sind, wie z. B. Wiesenpieper, rastende Schwarzstörche und Limikolen, Amphibien, Sumpf- und Lauchschrecke und viele mehr. Der Weißstorch gilt daher zu Recht als „Flaggschiff-Art“ im Naturschutz.

Bruchwasserläufer (Tringa glareola) in bewässerter Wiese
Sumpfschrecke (Mecostethus grossus)
Lauchschrecke (Parapleurus alliaceus)
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa)
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

Die Queichwiesen stehen, zusammen mit den dazwischen liegenden Waldflächen, nach EU-Recht unter dem Schutz der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und Vogelschutz-Richtlinie (SPA) :

Vogelschutzgebiet 6715-401 – Offenbacher Wald, Bellheimer Wald und Queichwiesen

FFH-Gebiet 6715-302- Bellheimer Wald mit Queichtal

Tipp:
Im Rheinland-pfälzischen Storchenzentrum in Bornheim informiert eine Dauerausstellung über den „Mythos Storch“, über die Biologie des Weißstorchs und über seine Lebensräume. Ein interaktives Funktionsmodell zur Wiesenbewässerung vermittelt anschaulich die Technik der Wiesenbewässerung.

Literatur:

KELLER, Peter: Die Queichniederung – Porträt einer Landschaft. Beiheft 45 der Schriftenreihe „Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz“. – Landau: Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e. V. (GNOR), 2013.
ISBN 978-3-9807669-8-2