Grundlagen

Was ist Wiesenbewässerung?

Die Wiesenbewässerung ist eine Form der Traditionellen Bewässerung, die allein mit Hilfe der Schwerkraft unter Nutzung des natürlichen Gefälles erfolgt. Sie war in Deutschland bis Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet. Die geografischen Verhältnisse erfordern im Alpenraum, in den Mittelgebirgen und in Talauen jeweils unterschiedliche  Techniken.
In der Queichniederung wird die Bewässerung nach dem Prinzip der Staugraben-Berieselung durchgeführt. Dazu wird der Wasserspiegel der Queich mit Hilfe von Stauwehren angehoben.

Stauwehr: „Ottersheimer Teilungswehr“ in gestautem Zustand

Erst dadurch kann das Wasser durch Auslassschleusen in die Zuleitungs- und Bewässerungsgräben abgeleitet werden. In diesen sind in regelmäßigen Abständen Schließen eingebaut. Werden diese ebenfalls geschlossen, tritt das Wasser infolge des Rückstaues über die Ufer und überrieselt die Wiesenflächen, die ein leichtes Gefälle in Richtung der Entwässerungsgräben aufweisen. Diese können gleichzeitig wieder Bewässerungsgräben für tiefer gelegene Wiesenabschnitte sein. Der durchwurzelte Wiesenboden wird mit Wasser gesättigt. Das überschüssige Wasser fließt, oft nach mehreren Kilometern Fließstrecke, wieder in den Bach zurück.

Staugrabenberieselung: Rückstau vor einer Schließe im Bewässerungsgraben

Wozu Wiesenbewässerung?

Wiesen wurden und werden zur Ertragssicherung und zur Ertragssteigerung bewässert. Die Bewässerung dient in der relativ niederschlagsarmen pfälzischen Rheinebene vor allem der besseren Wasserversorgung der Grünlandpflanzen. Damit sichert sie den Vieh haltenden landwirtschaftlichen Betrieben die Grundversorgung mit Grünfutter und Heu, auch in trockenen Jahren. Das Wasser führt Schwebstoffe und Mineralstoffe mit, die eine Düngung für die Pflanzen darstellen. Das Wasser der Queich hat aufgrund seiner Herkunft aus dem Buntsandstein des Pfälzerwaldes zwar nur geringe düngende Wirkung, dennoch ist eine deutliche Ertragssteigerung mit der Bewässerung verbunden, was zuletzt durch ein mehrjähriges Forschungsprojekt „WasserWiesenWerte“ der Universität Koblenz-Landau nachgewiesen wurde.
Als weitere Gründe für Wiesenbewässerung werden in der Literatur Schädlingsbekämpfung (z.B. Mäuse, Maikäfer), Verlängerung der Vegetationsperiode durch Bodenerwärmung im Frühjahr oder Bodenverbesserung durch Kolmatierung genannt. Je nach regionalen Gegebenheiten steht die eine oder andere Funktion im Vordergrund.

Neuerdings rückt die ökologische Funktion mehr in den Blick: Die wechselfeuchten Wiesen bieten einer großen Anzahl von Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und beispielsweise für durchziehende Vogelarten einen Rastplatz. Das Mosaik von bewässerten und unbewässerten, intensiv oder weniger intensiv genutzten Wiesen schafft eine große Strukturvielfalt. Diese wird durch die Gräben noch deutlich vergrößert. Das erklärt die große Artenvielfalt.

Wann wird bewässert?

Die Wässertage sind an der Queich seit Jahrhunderten streng festgelegt. Jeder Gemeinde bzw. den entsprechenden Bewässerungsgenossenschaften ist jeweils ein bestimmter Zeitraum im April und Mai sowie im Juli und August zugeteilt. Damit wird die Wasserentnahme aus der Queich in Grenzen gehalten und die bewässerten Flächen „wandern“ durch das Gebiet. Es entsteht dadurch großräumig ein dynamisches Mosaik aus überstauten, feuchten und weniger feuchten Flächen.