Ottersheim

Gemeinde

Die Gemeinde Ottersheim gehört zur Verbandsgemeinde Bellheim, im Landkreis Germersheim.

Zuständigkeiten

Für die Bewässerung ist die Ortsgemeinde zuständig, die ihren Gemeindebediensteten mit der Durchführung der Wässertage beauftragt. Für die Verteilung des Wassers auf ihrer Fläche sind die Landwirte selbst verantwortlich.
Die Gemeinde beauftragt auf ihre Kosten die Unterhaltungsmaßnahmen an den Gräben und den Bewässerungsanlagen. Die Besitzer landwirtschaftlicher Grundstücke finanzieren diese Maßnahmen zum Teil über die sogenannte „Feldhutabgabe“ mit.

Bewässerungssystem

Rund 85 ha Wiesen sind noch bewässerbar. Sie liegen überwiegend südlich der Queich, die etwa 1 km nördlich des Dorfes vorbeifließt.

Die Bewässerung erfolgt über drei Queich-Stauwehre: Für die am weitesten von der Queich entfernt liegenden Vorderwiesen wird zur Bewässerung die Queich an der Brücke bei der Neumühle 4 Tage lang aufgestaut und das Wasser über den Dorfgraben, der bis Ende der 60er Jahre den Dorfbach speiste, in den Mühlwiesengraben geführt. In beiden Gräben befinden sich auf einer Strecke von 2,7 km insgesamt 31 betonierte Schließen.

Bewässerungsgraben gestaut. Foto: Pirmin Hilsendegen


Außerdem wird bereits unterhalb der Neumühle der Rödelgraben abgezweigt, der parallel zur Queich Richtung Osten fließt, zur Bewässerung der angrenzenden Wiesen.
Das 2.  Queich-Stauwehr wird Rödelwehr genannt und dient der Bewässerung der weiter östlich gelegenen Wiesen zwischen Queich und Waldrand sowie die Wiesen nördlich der Queich bis zu den Gemarkungsgrenzen von Hochstadt und Zeiskam.

Ottersheimer Rödelwehr. Foto: Pirmin Hilsendegen


Das 3. Stauwehr schließlich, das Ottersheimer Teilungswehr, teilt einerseits die Queich im Verhältnis 3:2 in die Richtung Nordosten fließende Queich und den nach Osten abzweigenden Spiegelbach. Anderseits dient es zur Bewässerung der Wiesen südlich der Queich zwischen Queich- und Spiegelbachbrücke und der Amtmannswiesen, die im Dreieck zwischen Queich und Spiegelbach liegen. Rödel- und Teilungswehr bleiben gleichzeitig für 2 Tage aufgestaut.

Ottersheimer Teilungswehr. Foto: Pirmin Hilsendegen

Historische Aspekte

Wiesenbewässerung in Ottersheim wird bereits in der „Kurfürstlichen Gerechtigkeit“ von 1565 erwähnt: „Die Queichbach so von Landau heraber durch Ottersheim gemarcken fließt, ist der Churfürstlichen Pfaltz verbant … und hat die gemein zu Ottersheim daraus zu wessern lauth Ihres weißtumbs.“ (zit. nach STEEGMÜLLER, Fritz: Ottersheim im Landkreis Germersheim. Ein Heimatbuch zur 1200-Jahrfeier des Dorfes im Jahre 1968, Ottersheim 1968, 48f.)

Die „Beantwortung des churpfältzischen Dorfes Bellheim“ vom 16. August 1772  spricht vom Ottersheimer Teilungswehr als „neu erbaut steinernen Wehr“ und ist bis heute funktionstüchtig. Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es bereits einen steinernen Vorgängerbau an gleicher Stelle. Der Neu- bzw. Umbau steht vermutlich im Zusammenhang mit der Begradigung und Höherlegung der Queich oberhalb des Teilungswehres. Ein Vorgängerbau existierte vermutlich schon im 16. und 17. Jahrhundert zur Versorgung des Jagdschlosses Friedrichsbühl in Bellheim (SCHWAB, Hermann-Josef: Die Queichlinien in Bellheim und Umgebung. In: Bewegte Zeiten – Bellheimer Ortsgeschichte(n) zwischen Freiheitsbaum und Wirtschaftswunder. Bellheim 1999, S. 170f.)
Im Zuge der Wiederherstellung der Längsdurchgängigkeit entsprechend der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wurden die beiden Umfluter im Jahr 2016 zu Fischaufstiegshilfen umgebaut.

Das Rödelwehr trägt die Jahreszahl 1903. Im Jahre 2006 wurde es im Rahmen des Natura-2000-Projektes modernisiert und mit zwei großen Stautafeln ausgestattet, die über Handkurbeln bedient werden können.  Zuvor war das Wehr nur mit erheblichem Aufwand mit einzelnen Staubalken zu schließen.

Das Stauwehr bei der Queichbrücke an der Neumühle wurde ebenfalls im Rahmen des Natura-2000-Projektes modernisiert und mit einer 6 m breiten Stautafel und Kurbelbedienung ausgestattet. Zuvor war es an gleicher Stelle nur mit einzelnen Dammbalken zu stauen. Durch eine Verrohrung unter dem Ortsteil Neumühle wird bei der Bewässerung das Ottersheimer Grabensystem beschickt. Vor dem Bau der Straßenbrücke in den 1970er Jahren war der Dorfgraben permanent durch einen Auslass am Sandsteinwehr im rechten Queichufer versorgt worden. Ein eigenes Stauwehr war damals nicht notwendig, weil die Staueinrichtung zwischen Neumühle (Queichsüdseite) und Fuchsmühle (Queichnordseite) noch zum Teil vorhanden war.

In früheren Zeiten waren die Wiesenbesitzer verpflichtet, die an ihre Grundstücke angrenzenden Be- und Entwässerungsgräben zu „putzen“, d. h.  die Böschung zu mähen und bei Bedarf Schlammablagerungen zu entfernen, was in Handarbeit geschah. Entsprechende Aufrufe mit Fristen und Strafandrohungen wurden regelmäßig veröffentlicht. (Auszug aus Anordnung, 1967, Gemeindearchiv Ottersheim).

Ein Beleg für die früher geforderte Sorgfalt bei der Bewässerung findet sich in der „Dienstanweisung des Wiesenwässerers“ von 1923, Gemeindearchiv Ottersheim.